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Zeit, mal linear, mal nichtlinear, du kennst das! die alten Griechen unterscheiden dies als Chronos und Kairos.
Bei einer Bahnhofsuhr können wir was Schönes beobachten: Der Sekundenzeiger dreht seine Runde. Aber – was ist das? Am Ende einer vollen Minute, auf der Zwölf bleibt er stehen. „Stehen auf der Bahn jetzt auch noch die Uhren?“ denken sie. Und da setzt sich der Sekundenzeiger schon wieder in Bewegung und dreht wieder eine neue Runde. Bis er wieder auf die Zwölf kommt. Ein kurzes Verweilen, weiter geht‘s. Warum? Am Ende einer vollen Minute wartet der Sekundenzewiger auf einen Impuls. Auf den des Zeitzeichensenders in Mainflingen bei Frankfurt. Dieser ist verbunden mit der Atomuhr in Braunschweig. Die Bahnhofsuhr braucht diesen Impuls, braucht, für exakt richtige Zeit, lineare Zeit. Chronos, sagen die alten Griechen dazu.
Im Gegensatz dazu sprechen sie von Kairos. Von dem einen Moment, den es anzugehen, den zu verspüren gilt. Es gibt nur den einen Moment dieses Abends, an dem das Wort „darf ich dich küssen?“ ausgehaucht werden muss. Das ist „der“ Moment des Abends. Vorher ist es noch zu früh für diese Ansage, später gilt dieser Moment als verpasst, weil bspw. andere fröhlich dazwischen kommen und entstandene Zweisamkeit aufbrechen. Der Kairos passt einfach. Zeiten, Ereignisse, Entscheidungen werden synchron zueinander. Erzählungen, eigene wie auch die der anderen, lassen ahnen und „wissen“, dass in diesen Momenten das Leben uns liebend gerne unterstützt. Wie wenn das eigene Erleben und die Mitwelt sich fügten, das eine in das andere, so als sei ein holistisch, nichtlineares Ganzes entstanden.
Aus einer meiner Veröffentlichungen, Januar 2023